2015 – „Geräuchertes und Sauerkraut“ von Regina Rösch
Vier Aufführungen an zwei Wochenenden in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle und alle ausverkauft – mit ihrem neuen Theaterstück von Lieblingsautorin Regina Rösch traf die Theatergruppe des TSV Ochenbruck wieder voll ins Schwarze und den Geschmack ihres Publikums. Mit „Wenn einer eine Reise tut…. oder Gräuchertes mit Sauerkraut“ hatten sie ein Stück ausgewählt, mit seinen Irrungen, viel Situationskomik, amüsanten Dialogen und lustigen Charakteren wie aus dem Leben geschrieben. Dazu gemischt als besondere Zutaten etwas Eitelkeiten, Frechheit und jede Menge Liebeleien und Flirts. Und natürlich gibt es einen glücklichen Ausgang, bei dem (fast) alle zufrieden sind. Was will man mehr.
Wer die Theatergruppe in den Aufführungen der letzten Jahre erlebte, stellte auch heuer wieder eine Steigerung in ihrem Spiel fest. Das war wie aus einem Guss, präzise, flüssig, nicht zu überzogen und sehr glaubhaft gespielt, wobei die Rollen wieder bestens besetzt waren.
Den beiden Freunden und Feuerwehrlern Oswald Krause (Horst „Otto“ Wolfert“) und Emil Lautenschläger (Florian Weininger) stehen dunkle Zeiten bevor: Nach 20 Jahren, in denen sie gemeinsam auf Kur fuhren – ohne ihre Frauen, versteht sich – ist diesmal ein gemeinsamer Urlaub geplant. Die Säue sind verkauft und die Gattinnen Betty Lautenschläger (herrlich komisch wieder Petra Schöpfer) und Helga Krause (Petra Weininger) haben jetzt Zeit mit ihren Männern auf Kreuzfahrt ans Mittelmeer beziehungsweise „in die Karibik“ nach „Maurizinus“ zu reisen. „Wenn meine Betty dabei ist, ist das ein Kreuzweg“, jammert Emil. Doch „Überraschung“, sie dürfen doch in ihr geliebtes Bad Füssing, allerdings heuer mit ihren Ehefrauen. Dass bei diesen Vorzeichen der Kurlaub zwischen Tango und Fango, männlichen wie weiblichen Kurschatten ganz anders abläuft als gewohnt, ist vorprogrammiert und schnell stört der jeweilige Ehepartner beim erfolgreichen Kurgenuss.
Vor allem waren es die vielen feinen Anzüglichkeiten und Gesten, die kleinen Seitenhiebe, gekonnte Versprecher und die gelegentlich eingestreuten Bezüge auf Schwarzenbruck, die dieses Theaterstück als das sprichwörtliche Salz würzten. Einfach stimmig, was man hörte und sah, mit viel Herz und Leidenschaft gespielt. Beispielsweise, wenn Helga ihren, nach der Feuerwehrübung reichlich angesäuselten Mann Oswald in aller Öffentlichkeit mit viel Komik umkleidet. Eine Situation, die an sich schon für viel Gelächter sorgt, so herrlich absurd und genussvoll ausgebreitet wie von Wolfert und Petra Weininger amüsierte man sich dabei köstlich. Oder als die Freunde Oswald und Emil in aller Frühe bei der Nachbarin Marie Jungbauer (Inge Ernstberger in einer Doppelrolle) ganz unverfroren Kaffee bestellen. Große Klasse auch die Cocktail-Szene, in der Betty und Helga, ganz Damen von Welt, in ihren grässlichen Jogginganzügen, sich kräuselnden Dauerwellen und halbblind ohne ihre Brillen nach ihren Gläsern und Strohhalmen tasten.
In drei Akten zwischen Bushaltestelle – malerisch die Ortsansicht gestaltet von Klaus Mischkus – und Kurhotel entwickelt sich die Geschichte mit einigen unvorhersehbaren Wendungen. Hier agieren Masseur Harry Gruber (Florian Lumpi) und seine Kollegin Masseurin Susi Weber (Stephanie Kruspe) als die guten Geister im Hintergrund. Mal helfen sie ihren Kurgästen mit Tipps, mal mit Informationen auf die Sprünge. Denn vor ausnehmwilligen Kurschatten ist keiner sicher. Wie den Männern von Welt, ohne Geld und Adel Ferdinand von Cartier (Markus Weininger) und Adalbert, Baron von und zu Stadelhofen, (Raimund Hüneburg) die sich etwas salbungsvoll an die beiden unbedarften Frauen vom Land ranmachen. Doch auch die Männerwelt ist vor den attraktiven und reichlich einnehmenden Kurgästen – als Luxusfrauen überzeugend Chantal Obermaier (Inge Ernstberger) und der langbeinigen Jacqueline Niedermüller (Neuzugang Tanja Mikler) – nicht sicher.
Gratulation, wieder ein großartiger Erfolg der TSV-Theatergruppe, mit leichter Hand inszeniert und mit viel Temperament, Können und Begeisterung gespielt. Wie viel Zeit und Mühe darin stecken, wissen nur die Aktiven. Laientheater von seiner schönsten Seite.
Dorothée Krätzer [BILDER…]